Gesprächsabend mit Kardinal Marx: Ein Dialog über Zukunft, Verantwortung und Gemeinschaft

Im Rahmen der diesjährigen Herbstdiözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) fand ein besonderer Abend statt: Nach 14 Jahren kehrte Kardinal Marx zurück, um sich nach einer gemeinsamen Messe den Fragen der Delegierten zu stellen.

Einblick in Persönliches und Humorvolles

Zum Einstieg beantwortete Kardinal Marx einige schnelle, persönliche Fragen und gab Einblicke in seine Vorlieben. So verriet er, dass er eine Nachteule ist, lieber Kaffee trinkt als Tee, Gospelgottesdienste ebenso schätzt wie stille Messen und das Lesen von Büchern dem Hören von Podcasts vorzieht. Es folgten humorvolle Fragen, wie etwa: „Herr Kardinal, wenn Sie ein liturgischer Gegenstand wären, welcher wären Sie und warum?“ – seine Antwort: „Ein schöner Kelch, der nicht nur repräsentiert, sondern etwas aufnehmen und für andere da sein kann.“

Ernsthafte Themen: Zukunft der Kirche und gesellschaftliche Verantwortung

Neben den heiteren Themen sprachen die Delegierten auch über ernsthafte Herausforderungen, vor denen die Kirche steht. Kardinal Marx betonte die Notwendigkeit, dass die katholische Kirche nicht in Nostalgie verharren, sondern sich in der modernen Gesellschaft positiv und offen positionieren müsse. Die Kirche solle relevante Themen für alle zugänglich machen und in aktuellen gesellschaftlichen Diskursen eine aktive Rolle spielen.

Als Beispiel nannte Kardinal Marx die weltweite Resonanz auf Enzykliken wie „Laudato Si“ und die klare Position der Deutschen Bischofskonferenz gegen völkischen Nationalismus.

Umgang mit kirchlichen Räumen und Synergien

Im Hinblick auf den zukünftigen Wegfall kirchlicher Räume sprach Kardinal Marx über die Bedeutung flexibler Raumkonzepte und die effiziente Nutzung von Synergien. Ein Pfarrsaal, der nur wenige Stunden in der Woche genutzt wird, sei nicht mehr zeitgemäß. Starre Sparmaßnahmen lehnte er ab, stattdessen setzt er auf durchdachte, multifunktionale Lösungen, die verschiedenen Gruppen der Gemeinde zugutekommen.

Die Rolle der Kirche in politischen Fragen

Kardinal Marx erklärte, dass die Kirche als Institution nicht politisch agieren kann, aber dennoch eine moralische Präsenz in gesellschaftlichen Debatten unverzichtbar sei. Er verwies auf die stete Bedrohung durch rechtes Gedankengut und Antisemitismus und hob hervor, dass die Kirche stets für Freiheit und Demokratie einstehen müsse.

Fragen an die Jugend: Was bewegt euch zum Engagement?

Kardinal Marx zeigte sich interessiert an den Beweggründen der Jugendlichen, sich in der katholischen Kirche zu engagieren. Viele berichteten, dass sie die Gemeinschaft mit anderen motivierten Menschen schätzen. Trotz kritischer Haltung gegenüber der Institution Kirche engagieren sie sich für ihren christlichen Glauben und erleben die stärksten Glaubensmomente oft in kleinen Gottesdiensten. Für Kardinal Marx ist es entscheidend, dass die Jugend der Botschaft Christi folgt, auch wenn sie sich kritisch mit den Strukturen der Kirche auseinandersetzt. Die Eucharistiefeier sieht er als zentral und sprach sich dafür aus, dass mehr Menschen diese leiten dürfen, um die spirituelle Gemeinschaft zu fördern.

Ministrantenarbeit: Gemeinschaft stärken und mehr als nur Dienst am Altar

Wie kann man Ministrant*innen motivieren, sich über die Firmung hinaus zu engagieren? Hier sieht Kardinal Marx die pastoralen Mitarbeitenden in der Verantwortung. Ministrantenarbeit sollte über den Altar hinausgehen und durch gemeinsame Erlebnisse, Ausflüge und Fahrten eine starke Gemeinschaft bieten. Der Dreischritt „Belong, Behave, Believe“ sei dabei entscheidend – die Gemeinschaft stehe an erster Stelle, gefolgt von sinnstiftenden Angeboten.

Frauen in Führungspositionen: Positive Erfahrungen und Vorbilder

Ein Delegierter stellte die Frage, ob eine Pfarrei mit einer Priesterin als Pilotprojekt denkbar wäre. Kardinal Marx musste dies aufgrund des Kirchenrechts ablehnen, hob jedoch die positiven Erfahrungen mit Frauen in leitenden kirchlichen Positionen hervor. Er lobte das Engagement weiblicher Führungskräfte weltweit und betonte, dass ihre Präsenz gut funktioniere und breit akzeptiert werde.

Dank an alle Beteiligten

Ein besonderer Dank gilt den Delegierten, die diesen intensiven Austausch aktiv mitgestaltet haben, und Kardinal Marx, der offen und wertschätzend auf die Anliegen und kritischen Fragen der Jugend einging.

Fazit: Der Gesprächsabend mit Kardinal Marx ermöglichte einen tiefgehenden Austausch über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Kirche und zeigte, wie wichtig das Engagement und die Stimme der Jugend in der katholischen Kirche sind.

Kontakt

Jana Wulf

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